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Nein zur Frühjahrsmüdigkeit
B-Vitamine, Q10 und NADH als Energiebooster

B-Vitamine: Cofaktoren für biochemische Prozesse
Frühjahrsmüdigkeit muss nicht sein!
B-Vitamine werden als Cofaktoren bei zahlreichen biochemischen Prozessen benötigt, wie beispielsweise bei der Serotonin-, Melatonin- und Neurotransmitter-Synthese von Noradrenalin und Dopamin. Sie sind unentbehrlich für den Energiestoffwechsel und ein stabiles Nervenkostüm. Ein Mangel kann zu depressiven Symptomen oder Vitalitätsverlust und Müdigkeit führen. Diese Symptome können lange vor Blutbildveränderungen auftreten. Im Alltag tauchen immer wieder Fragen nach den Vorteilen aktivierter B-Vitamine auf. Grund genug, einen genaueren Blick auf die Familie der B-Vitamine zu werfen.
Allgemein umfasst die Familie der B-Vitamine 8 Vitamine mit Coenzymfunktion. Nach teils mehrstufiger Umwandlung binden die B-Vitamine an das Apoenzym und bilden gemeinsam mit dem assoziierten Protein ein funktionelles Enzym. Und genau hier liegt der Hase im Pfeffer: da teils mehrere Zwischenreaktionen nötig sind, kann – wie bei Folsäure – durch Zufuhr der aktiven Form eine genetisch eingeschränkte Enzymaktivität ausgeglichen und/oder der Stoffwechsel entlastet werden.
Tabelle frei nach Biovis Fachinformation 01/2020, Nachweis bioaktiver B-Vitamine
Vitamin | Bioaktive Form | Mangelsymptome |
---|---|---|
B1, Thiamin | Thiamindiphosphat (TDP), Thiaminpyrophosphat (TPP) | Schwäche, Appetitmangel; starker Mangel: neurologische Störungen, Muskelschwäche, Störungen im KH-Stoffwechsel |
B2, Riboflavin | Flavinmononucleotid (FMN), Flavinadenindinucleotid (FAD) | Schwäche, eingeschränkte Immunabwehr; starker Mangel: Entzündung von Lippe, Zunge, Anämie; Einsatz zur Migräneprophylaxe |
B3, Niacin | Nicotinamid-adenindinukletodi (NAD) und Nicotinamid-adenin-dinukleotid-Phosphat (NADP) | Vergesslichkeit, subklinische Müdigkeit, Abgeschlagenheit; starker Mangel: Pellagra |
B6, Pyridoxal | Pyridoxal-5-Phosphat (PLP), Pyridoxamin-5-Phosphat (PMP) | Mundwinkelraghaden, Veränderungen der Haut und Schleimhaut, depressive Verstimmung |
B7, Biotin | Freies Biotin | Haarausfall, depressive Verstimmung, Hautveränderungen; starker Mangel: Leistungsschwäche, Taubheitsgefühl, Muskelschmerzen |
B9, Folsäure | Tetrahydrofolat (THF) und ihre Derivate, wie 5-Methyltetrahydrofolat, Formyl-Tetrahydrofolat | Blässe, Müdigkeit, rasche Ermüdbarkeit; Zungenbrennen, Entzündungen der Schleimhaut |
B12, Cobalamin | Methylcobalamin, Adenosylcobalamin | Müdigkeit, Infektanfälligkeit, Zungenbrennen, depressive Verstimmung, Energielosigkeit; perniziöse |
Bekanntestes Beispiel ist hierfür der Einsatz von methyliertem Tetrahydrofolat statt der nur synthetisch vorkommenden Folsäure. Der Folat- und Methylierungs-Zyklus erfordert das gemeinsame Vorliegen von Vitamin B6, Vitamin B12 und Folsäure. Sie sind damit unmittelbar an der Aminosäure- und Nukleotid-Metabolismus sowie – durch Einschleusung in den Citratzyklus – an der Energieerzeugung beteiligt. Im C1-Zyklus wird durch die Serinmethyltransferase mit Pyridoxal-5-Phosphat (PLP) als Cofaktor eine Methylgruppe zum Tetrahydrofolat übertragen, sodass Methylentetrahydrofolat entsteht. Durch die Methyltetrahydrofolat-Reduktase (MTHFR) entsteht mittels Cofaktor FAD schließlich 5-Methyl-THF, das am Abbau des Homocysteins beteiligt ist.
Tückischer Weise ist ein Polymorphismus des Enzyms MTHFR an Position C677T weit verbreitet. Es führt zu einer thermolabilen Variante der MTHF-Reduktase, sodass diese wesentlich höhere Folat-Konzentrationen zur Stabilisierung der FAD-Bindung benötigt. In Mitteleuropa sind schätzungsweise 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung von einer homozygoten Variation betroffen, das heißt beide Chromosomen sind betroffen. Dies resultiert in einer reduzierten Enzymaktivität um 50 bis 75 Prozent! Mit 45 Prozent ist fast jeder Zweite von einer heterozygoten Vererbung betroffen, die die Enzymaktivität um bis zu 30 Prozent vermindert. Betroffene profitieren von einer oralen Therapie mit 5-Methyl-THF, um trotz adäquater Folsäurezufuhr einem funktionellen Mangel vorzubeugen. Dieser würde sich beispielsweise durch einen Anstieg des Homocystein-Spiegels bemerkbar machen.

Fehlt andererseits Vitamin B12 als Methylgruppendonator, misslingt die Aktivierung der Folsäure durch Methylierung und der Vitamin-B12-Mangel führt konsekutiv zwangsweise zu einem funktionellen Folsäuremangel. Ähnliches gilt für einen Vitamin-B6-Mangel. B-Vitamine sollten daher immer als Komplex verwendet werden. Als besonders gefährdet für eine Unterversorgung mit Vitamin B12 gelten neben Senioren aufgrund einseitiger Ernährung und Resorptionsstörung auch Personen mit chronischem Alkoholkonsum, Vegetarier und Veganer.
Auch bei Vitamin B6 gibt es sechs verschiedene Moleküle, die eine metabolische Aktivität aufweisen: Pyridoxin, Pyridoxal, Pyridoxamin sowie ihre phosphorylierten Derivate. In der Leber werden die Vitamine rasch zum Aldehyd Pyridoxal oxidiert und zu Pyridoxal-5-Phosphat (PLP) phosphoryliert. Es ist zugleich das Vitamin, das gebunden an Albumin das vorherrschende zirkulierende B6-Vitamin im menschlichen Körper darstellt. Es fungiert als zentrales Vitamin des Aminosäurestoffwechsels. Im Rahmen der katecholaminergen Neurotransmitter nimmt Vitamin B6 an der Synthese von Dopamin, Adrenalin und Noradrenalin teil. Liegt eine Unterversorgung vor, treten vor allen Dingen Vigilanzstörungen und Erschöpfung vor. Auch Neuropathien sind möglich. Interessanterweise kann Pyridoxal-5-Phosphat zwar nicht als phosphorylierte Form die Zellmembran passieren. Dir orale Zufuhr der bioaktiven Form wirkt sich aber beispielsweise unmittelbar positiv auf die Wirkung des Enzyms Diaminoxidase (DAO) aus, die am Abbau von Histamin im Darm beteiligt ist. Zudem treten bei Einnahme sehr hoher Dosen Pyridoxin vergleichbare Symptome auf, die auch bei einem Mangel entstehen. Eine Zufuhr der bioaktiven Form in adäquater Dosierung bietet also auch bei Vitamin B6 Vorteile.
Ein funktioneller Mangel an B-Vitaminen lässt sich im Blut am einfachsten durch Bestimmung des Homocystein-Spiegels feststellen. Denn statt die Einzelvitamine B6, Folsäure und B12 zu messen, weist ein erhöhter Homocystein-Spiegel auf eine Unterversorgung mit mindestens einem dieser Vitamine hin. In der Prävention gilt der Richtwert <10 umol/l.

Gut zu wissen: Orale Kontrazeptiva gelten als B-Vitamin-Räuber. Aber auch Hydrochlorothiazid, ein Diuretikum, führt schon binnen eines Monats zur Ausscheidung von Vitamin B6, B12 und Folsäure und einem durchschnittlichen Anstieg des Homocystein-Spiegels um 16%. Eine Supplementierung mit Folsäure und Vitamin B12 kann die Wirkung und Ansprechrate auf Selektiven-Serotonin-Wiederaufnahmehemmern verbessern. Patienten profitieren von einer Supplementierung. Denn Symptome wie depressive Verstimmung, Müdigkeit oder eine Leistungsschwäche können bereits lange vor Blutbildveränderungen auftreten.
Unterstützend setzen Menschen, die mit Mikronährstoffen ihre maximale Leistungsfähigkeit ausschöpfen wollen, zudem auf körpereigene Substanzen wie NADH und Coenzym Q10. Letzteres wirkt nicht nur antioxidativ, sondern nimmt eine Schlüsselrolle in der Atmungskette ein – es ist unmittelbar an der ATP-Generierung beteiligt. Ab dem 40. Lebensjahr ist der Bedarf nicht mehr vollständig durch endogene Synthese zu decken und eine Supplementierung macht Sinn, um einem Defizit vorzubeugen. NADH greift an einer ähnlichen Stelle an und ist energieliefernder Bestandteil der Atmungskette. Frühjahrsmüdigkeit? Das muss also nicht sein!
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