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Mehr als ein Grundbedürfnis: Schaf

Durchschnittlich verschläft der Mensch ein Drittel seines Lebens.

Wenn auch die Wissenschaft noch wenige Erkenntnisse über die Funktion und Bedeutung des Schlafes hat, kann doch eine Frage über den Sinn des Schlafens beantworten werden; Schlaf ist ein Grundbedürfnis und Lebenselixier.

Grundbedürfnis: Schlaf

Darum schlafen wir

Wenn wir schlafen, nutzt unser Gehirn die Auszeit, um Gedächtnisinhalte abzuspeichern, zu verarbeiten und neu zu ordnen. Die Schlafforschung zeigt: Wir lernen im Schlaf! Schlafen ist wichtig, schlafen macht gesund und vor allem: Schlafen ermöglicht uns die Lösung komplexer Aufgaben. Die Bedeutung des Schlafes für die Gesundheit zeigt sich deutlich darin, welche Stoffwechselvorgänge ablaufen – während wir schlafen!

Im Schlaf erholt sich der Körper nicht nur, sondern er dient als elementarer Grundpfeiler für die Erhaltung unserer Gesundheit und Wohlbefinden. Während wir schlafen werden zahlreiche Körperfunktionen aktiviert, wie die Förderung von Wachstum, Lernen, Gedächtnis, kognitive Entwicklung und Immunität. Schlaflosigkeit ist weit verbreitet und tritt bspw. bei fast 25 % der US-Bevölkerung auf und wirkt sich negativ auf das Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko aus. Der Schlaf beeinflusst die Hypothalamus-Neben-Nierenachse (HPA-Achse), somit den elementaren Regulator des Hormonsystems. Über die HPA-Achse werden zahlreiche Körperprozesse, wie u.a. die Stressreaktion, das Immunsystem, die Verdauung, Stimmungsschwankungen und Sexualität reguliert. Schlafstörungen, verminderte Schlafdauer oder eine reduzierte Schlafeffizienz beeinträchtigen dadurch das adaptive Immunsystem, steigern die Infektanfälligkeit und die Zunahme von Entzündungen.

    Grundbedürfnis: Schlaf

    Schlaf und neurodegenerative Erkrankungen

    Eine aktuelle Studie aus 2021 untersuchte bei Probanden der Framingham Heart Study den Zusammenhang zwischen dem Entzündungsmarker CRP und dem Schlafverhalten in Bezug auf Schlafdauer, Schlafeffizienz und Wake-After-Sleep-Onset (WASO) und Demenz. Die Teilnehmer wurden in Gruppen nach CRP-Wert eingeteilt: niedrige (<1 mg/l), durchschnittliche (1–3 mg/l) und hohe Entzündungswerte (>3 mg/l). Die Beobachtungsperiode hinsichtlich des Auftretens der Alzheimer Erkrankung oder Demenz begann ab Studienbeginn und dauerte bis zu 22,5 Jahre. Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass bei 291 Probanden (mittleres Alter 67,5 ± 4,9 Jahre, 51,6 % Männer), die über 13,4 ± 5,4 Jahre beobachtet wurden, 43 Fälle von Demenz, unklarer Ursache auftraten, wovon 33 Fälle klinisch in Übereinstimmung mit Alzheimer Demenz diagnostiziert. Interessanterweise zeigte sich bei den Daten kein direkter Zusammenhang zwischen CRP-Spiegel, Schlafverhalten und dem Auftreten von Demenz, jedoch interagierten die CRP-Spiegel in Bezug auf nächtliche Wachheit und der Prognose für das Auftreten von Alzheimer Demenz.  In der Gruppe mit hohem CRP-Spiegel lag eine längere WASO (Hazard Ratio [HR] 2,89; 95 % CI 1,31–6,34) vermehrtes nächtliches Aufwachen, (HR 4,55; 95 % CI1,19–17,38) verbunden mit einem höheren Risiko für eine Demenzerkrankung vor. Die Gruppe mit niedrigem CRP-Spiegel und geringerem nächtlichem Erwachen war ebenso mit einem höheren Risiko für eine Demenzerkrankung verbunden (HR 0,07; 95-%-KI 0,01–0,68). Aus den Ergebnissen war die Schlussfolgerung, dass Entzündungen ein Mittler zwischen Schlaf, bzw. nächtlichen Wachzuständen und dem Risiko für das Auftreten von Demenz darstellen. Somit können bestehende Entzündungsprozesse als ein wichtiger Parameter für die Beurteilung von Schlafstörungen und neurodegenerativen Prozessen mit in Betracht gezogen werden.

    Wie wichtig der Schlaf in Bezug auf neurodegenerative Erkrankungen ist, zeigte sich auch in einer Studie von Xie et al. Im Tierversuch erwies sich im Schlaf eine 60% Zunahme des Interstitiums, welches zu einem Anstieg des konvektiven Austauschs zwischen zerebrospinalen Liquor mit der interstitiellen Flüssigkeit führt. Über diesen Prozess während des Schlafes kommt es zu einem Transfer und zu einer gesteigerten β-Amyloid-Clearance. Durch diesen Mechanismus können potenziell neurotoxische Abfallprodukte, die sich im Wachzustand im ZNS ansammeln, ausgetauscht und entfernt werden.

    Dies, bis vor wenigen Jahren noch unbekannte glymphatische System,  oder “Abflusssystem” des Gehirns, pumpt Flüssigkeit durch das Gehirn und entsorgt es über die Lymphgefäße der Hirnhäute.  Der Name, glympaphtisches System, setzt sich aus dem Begriff Glia und lymphatisches System, zusammen. Von der Arbeitsgruppe Rasmussen et. al. wurde dieser glymphatische Weg ebenfalls beschrieben. Bei Nagetieren ist der glymphatische Weg hauptsächlich während des Schlafs aktiv, wenn die Clearance von schädlichen Metaboliten wie β-Amyloid im Vergleich zum Wachzustand um das Doppelte ansteigt. Glymphatische Dysfunktion wurde in Tiermodellen für Schädel-Hirn-Trauma.  Alzheimer-Krankheit und Mikroinfarkt-Erkrankung nachgewiesen. Dass dieses System nun auch beim Menschen entdeckt und während des Schlafes besonders aktiv ist, wobei sich die Clearance Rate hier mehr als verdoppelt, ist speziell bei neurodegenerativen Erkrankungen sehr interessant und bestätigt die Bedeutung des Schlafes für den Körper.

      Grundbedürfnis: Schlaf

      Warum schlafen wir, wir tun doch dabei nichts, oder?

      Schlafen war bisher meist ein unbedeutender, physiologischer Vorgang, mit dem wir seit dem Säuglingsalter konfrontiert werden. Wie wichtig jedoch der Schlaf und vor allem ein guter und erholsamer Schlaf ist, zeigen jüngste Daten der Krankenkasse beschrieben im Ärzteblatt. Hier wird zu einer Studie der DAK 2019 zu Schlafstörungen berichtet, dass immer mehr junge Menschen in Deutschland unter Schlafstörungen leiden. Vor allem die 19- bis 29- Jährigen finden zunehmend nachts nicht mehr den notwendigen erholsamen Schlaf (www.kkh.de). Einer Auswertung von 1,7 Millionen Versichertendaten zufolge habe sich unter dieser Gruppe der Anteil mit ärztlich diagnostizierten, nicht organisch bedingten Schlafstörungen innerhalb von zehn Jahren nahezu verdoppelt (plus 89 %). Die KKH-Experten rechnen mit einer hohen Dunkelziffer, da längst nicht jeder Betroffene zum Arzt geht.

      Des Weiteren fordern auch Krisen ihren Tribut an unserer Schlafgesundheit. Während der Corona-Pandemie zeigte eine Umfrage zur Bewertung von Schlaf und Stress 2020 in Österreich, folgende Ergebnisse: 18 % der befragten gaben an, weniger zu schlafen, 32 % gaben außerdem an, schlechter zu schlafen und 39 % fühlten sich mehr oder viel mehr von Stress und Angst betroffen.

      Quellen: aerzteblatt.de, statista.com

      Grundbedürfnis: Schlaf

      Schlaf unterstützt das Immunsystem

      Irvin et al beschrieb bereits 1994, dass Schlafstörungen mit einer Verringerung der Aktivität der natürlichen Killerzellen (NK), hier im Falle einer schweren Depression, korrelieren. Um zu prüfen, ob Schlafverlust unabhängig von Stimmungsstörungen die Tageswerte der zellulären Immunfunktion verändert, wurde die Wirkung von teilweisem Schlafentzug in der Nacht auf die NK-Zellaktivität an 23 medizinisch und psychiatrisch gesunden männlichen Freiwilligen untersucht. Nach einer Nacht mit Schlafentzug zwischen 3 und 7 Uhr morgens war die NK-Zellaktivität bei 18 der 23 Probanden reduziert, wobei die durchschnittliche lytische Aktivität signifikant (p < 0,01) auf ein Niveau von 72% des Mittelwerts, von drei separaten Ausgangswerten reduziert wurde. Nach einer Nacht fortgesetzten nächtlichen Schlafs war die NK-Zellaktivität auf das Ausgangsniveau zurückgekehrt. Diese Daten implizieren die Bedeutung des Schlafes bei der Modulation der natürlichen Immunität und zeigen, dass selbst geringfügige Schlafstörungen eine Verringerung der NK-Zellaktivität bewirken.
      Im Schlaf erholen wir uns und stärken das Immunsystem. Dies zeigte sich auch in einer Studie in der Fachzeitschrift Sleep. Es stellte sich heraus, dass eine kurze Schlafdauer sowie eine schlechte Schlafkontinuität im Zusammenhang mit der Anfälligkeit und dem Auftreten von Infektionskrankheiten steht. In der Untersuchung wurde bei 164 Frauen und Männern im Alter von (18-55 Jahren) über einen Zeitraum von sieben Tagen das Schlafverhalten anhand von Messungen und dem Führen eines Schlaftagebuchs untersucht. Bei den Probanden wurde absichtlich eine Infektion mit Rhinoviren ausgelöst. Die Ergebnisse zeigten einen linearen Zusammenhang zwischen Schlafdauer und Erkältungsanfälligkeit. Die Personen, welche weniger oder bis zu sechs Stunden pro Nacht schliefen, wiesen eine höhere Infektanfälligkeit auf gegen jene, welche mehr als sieben Stunden schliefen. Diejenigen, welche sechs bis sieben Stunden schliefen, waren von der Anfälligkeit unberührt.

        Grundbedürfnis: Schlaf

        Schlaf und Gefäßsystem

        Inwieweit ein schlechter Schlaf und Schlaflosigkeit einen Einfluss auf das Arterioskleroserisiko ausüben kann, wurde in einer Studie von Vallat et. al. 2020 untersucht. Die Ergebnisse bestätigten, dass ein schlechter bzw. unterbrochener Schlaf zu einem Anstieg entzündungsbedingter, weißer Blutzellen und somit zu einem erhöhten Risiko für das Auftreten von Arteriosklerose sein kann. Dieser Zusammenhang konnte durch einen zunehmend höheren CAC-Score (Coronary Artery Calcification) in Assoziation mit einem Anstieg neutrophiler Granulozyten prognostiziert werden. Der CAC-Score definiert den Grad der Verkalkung der Koronararterien und ist ein unabhängiger Risikomarker für das Auftreten eines Schlaganfalls.

        Grundbedürfnis: Schlaf

        Schlaf und Sexualorgane

        Der richtige Schlaf bzw ob die Dauer des Schlafes einen Einfluss auf die Testikelgröße ausübt, wurde von Zhang et al in einer Gruppe von 92 jungen Männern untersucht. Nach Analyse aller Daten (u.a. Aktigraphie, Schlafdauer, Hodenvolumen, Gesamttestosteron, freies Testosteron, Follikelstimulierende Hormon (FSH)), korreliert die Schlafdauer mit dem Hodenvolumen, mit FSH und einer schnelleren Augenbewegung im Schlaf.

        Grundbedürfnis: Schlaf

        Quellen:

        Irwin M.R. Why Sleep Is Important for Health: A Psychoneuroimmunology Perspective. Annu Rev Psychol. 2015 January 3; 66: 143–172.

        Irwin, M. et al. “Partial sleep deprivation reduces natural killer cell activity in humans.” Psychosomatic Medicine. 1995, 56(6): 493-498. (Abstrakt)

        Baril A.A. et al. Systemic inflammation as a moderator between sleep and incident Dementia. . SLEEPJ, 2021, Vol. 44, No. 2

        Prather A.A. et al. Behaviorally Assessed Sleep and Susceptibility to the Common Cold. SLEEP, Vol. 38, No. 9, 2015

        Xie l. et. al. Sleep Drives Metabolite Clearance from the Adult Brain. Science. 2013 October 18; 342(6156)

        Rasmussen M.K. et al. The glymphatic pathway in neurological disorders. al. Lancet Neurol. 2018 November ; 17(11): 1016–1024.

        Vallat R, Walker M.P et al. Broken sleep predicts hardened blood vessels. PLOS BIOLOGY. June 4, 2020.

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